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Räder im Dschungel und Füße im Sand: unterwegs in Vietnam und Kambodscha

Perfekter Urlaubsauftakt in Mũi Né

Die ersten Ferientage verbringen Flo, Basti, Niki und ich in Mũi Né, einem kleinen Küstenort, etwa 220 Kilometer von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt. Florian und Bastian machen einen Anfänger-Kite-Kurs, und nach einigen Stunden Trockenübungen am Strand geht es bei starkem Wind und hohen Wellen hinaus aufs Meer.

Am dritten Tag stoßen unsere Freunde aus Deutschland zu uns. Henriette, mein Patenkind, überredet mich zum wiederholten Male zu einer Fahrt mit dem Banana-Boat. Und zum wiederholten Male merke ich, wie viel Spaß mir der Ritt auf dem gelben Schlauchboot macht. Trotzdem bin ich danach erleichtert, wir wurden nicht abgeworfen und Lidstrich sowie Kontaktlinsen sind noch da wo sie sein sollten.

Bei den Weißen Dünen von Mũi Né erwartet unsere Kinder ein Highlight – sie dürfen mit den Quads die steilen Sandhügel hochfahren. Gut, dass wir Mütter auf unserem ausgedehnten Spaziergang über die Dünen davon nichts mitbekommen. Zwei junge Hunde begleiten uns auf unserer Runde, sie tollen im heißen Sand und jagen den fliegenden Sonnenhüten der Touristen hinterher.

Zum Sonnenuntergang geht es dann zu den Roten Dünen. Von dort kann man bis hinunter zum Strand sehen, der von den typischen korbähnlichen, bunten Fischerbooten gesäumt ist.

Für Henry, Basti und Niki leihen wir Plastikrutschen. Die vehemente und ausführliche Einweisung der betagten Schlittenhändlerin lassen die drei ungeduldig über sich ergehen, dann geht es los … laaaaaangsam … der Schlittenberg am Schafhof in Freising ist dagegen wie die „Streif“ beim Hahnenkamm-Rennen. Für Niklas ist es ein besonderes „Vergnügen, denn der Sand scheuert schön langsam über seinen sonnenverbrannten Rücken.

Obwohl es bewölkt ist, macht die Goldene Stunde ihren Namen hier aber alle Ehre und bietet die perfekte Kulisse für das ein oder andere Insta-Bild.

Ho-Chi-Minh-Stadt: Hupen regelt den Verkehr

Nach vier Tagen reisen wir weiter nach Ho-Chi-Minh-Stadt, die die meisten Locals nach wie vor Saigon nennen. Auf der Suche nach Essen landen wir plötzlich in einem Viertel, in dem man gar nicht weiß, wo man vor lauter knapp bekleideter Frauen hinschauen soll. Kurz unterdrücke ich den Reflex, Niklas die Hände vor die Augen zu halten, aber ich besinne mich rechtzeitig.

In Ho-Chi-Minh folgt der Strom aus unzähligen Mopeds – auf denen oft ganze Familie hocken – unsichtbaren Regeln, die aber jeder zu kennen scheint. Die Hupe ist dabei das wichtigste Kommunikationsmittel.

Unterirdische Verstecke und Schlangenschnaps

„Good Morning, Vietnam!“, begrüßt uns unsere Reiseleiterin. Wir fahren zu den Tunneln von Củ Chi, in denen der Vietcong im Vietnam-Krieg erbitterten Widerstand gegen das US-Militär leistete. Die Tunnel dienten als Schutzräume, Transportwege, Küchen, Krankenstationen und Bunker, sie liegen teils 10 Meter unter der Erde. Die Tunnel ziehen sich wie ein Labyrinth auf drei Ebenen durch die Erde und ergeben eine Gesamtlänge von 250 Kilometern. Die Eingänge waren gut versteckt: Die kleinen Klappen im Boden waren mit Laub bedeckt und sind so schmal, dass sich selbst schlanke Personen regelrecht durchzwängen müssen. Basti und Niki kriechen durch alle zugänglichen Tunnel und finden das sehr aufregend. Suse und ich verzichten auf dieses Erlebnis, der bloße Gedanke an die niedrigen Gänge, die aufgrund des Besucherstroms Einbahnstraßen sind, reicht uns.

Während des Rundgangs hört man kontinuierlich das Donnern vom parkeigenen Schießstand, an dem Besucher mit Gewehren aus dem Vietnamkrieg schießen dürfen. Gegen Bezahlung natürlich.

Eine Kanalrundfahrt im Mekong-Delta mit einem für die Gegend typischen Sampan-Boot, der Besuch einer Honigfarm, eine schräge Gesangsperformance und eine Schlangenschnaps-Verkostung hilft uns vorübergehend, die Schrecken der Tunnel zu verdrängen.

Am nächsten Tag bekommen wir im War Remnants Museum einen Einblick in die Geschichte des Vietnamkriegs mit seinen verheerenden Auswirkungen auf die Soldaten und die Zivilbevölkerung. Zwar kennt man viele Bilder aus den Medien, aber hier verdeutlichen die unzähligen großformatigen Fotografien, Ausstellungsstücke und nachgebauten Foltergefängnisse noch einmal das Ausmaß und die grausame Perversität dieses völkerrechtswidrigen Krieges.

Kambodscha: Mystische Tempel und Helden-Ratten

Bei strömenden Regen laden wir in Siem Reap. Dafür erwartet uns eine tolle Unterkunft und ein Koch, der uns mit kambodschanischen Gerichten verwöhnt.

Am nächsten Tag besuchen wir mehrere Tempelanlagen. Die größte und berühmteste ist Angkor Wat. Beim Anblick der riesigen Sandsteinbauten mitten im Dschungel fühlt man sich wie in eine magische Welt versetzt. Im Tempel Ta Prohm, wo schon Angelina Jolie in „Tomb Raider“ durchjagte, überwachsen Wurzeln riesiger Bäume die alten Ruinen.

Wir haben Glück, da Regenzeit herrscht, sind wenig Touristen unterwegs – die Tempel ohne großes Gedränge zu erleben, macht die Besichtigung-Tour umso eindrucksvoller.


In Kambodscha werden Ratten zum Aufspüren von Landminen eingesetzt – das lassen wir uns von der Organisation APOPO demonstrieren. Die Hamsterratten-Helden sind zutraulich und unerwartet süß – Niklas wünscht sich nun eine Hausratte. So gutmütig wie unsere Chilli ist, könnte das tatsächlich eine innige Hunde-Ratten-Freundschaft werden.

Beim Bummel über den Wochenmarkt halte ich ab und zu die Luft an und traue mich nicht, genau hinzuschauen. Meerestiere werden in der Sonne ausgenommen und unzählige Fliegen stürzen sich auf Berge von Innereien. Gottseidank ist das Obst und Gemüse hier ein Augenschmaus. Wir dürfen schnuppern und probieren. In einem verwunschenen Privatgarten kochen wir ein leckeres kambodschanisches Curry.

Zurück nach Vietnam: Hội An – die Laternenstadt

Nach drei ereignisreichen Tagen in Kambodscha fliegen zurück nach Vietnam. Die folgenden Tage in Hội An gehören für mich zu den schönsten Urlaubserinnerungen. Die vielen kleinen Läden, Cafés und Boote in der Altstadt sind mit Lampions geschmückt, deren bunte Lichter sich abends im Fluss spiegeln. Mit kleinen Papier-Laternen können die Menschen ihre Wünsche hinaus auf den Fluss schicken. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, kaufen Kleidung und essen knusprige Bánh Mì (gefüllte Baguettes).

Unsere Unterkunft bei Hội An liegt perfekt: Vorne an der Straße bekommen Suse und ich morgens unseren ersten Cappuccino oder vietnamesischen Eiskaffee mit süßer Kondensmilch, im Imbiss schräg gegenüber gibt es leckere Snacks und am Abend geraten wir eine Open-Air-Cocktailbar mit Gänsehaut-Live-Musik. Auch Mia und Basti fühlen sich hier sichtlich wohl. Ihr Anblick rührt mich – aus zwei Kindern sind zwei richtig tolle Erwachsene geworden.

In Hội An könnte ich noch länger bleiben: Von der Veranda des Zimmers kann ich direkt in den Pool gleiten und auf der Sonnenliege höre und sehe ich, wie die Wellen an den Strand rollen. Das Meer ist herrlich warm.

Große Hitze in Huế

Von 1802 bis 1945 residierten in Huế die vietnamesischen Kaiser und machten den Ort zur Hauptstadt Vietnams. Seit 1993 zählt die Stadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Unsere Kinder beeindruckt das wenig – sie sind nach 30 Minuten „entlassen“ und kehren mit Ulf zum Hotelpool zurück. Es ist auch wirklich sehr heiß an diesem Tag.

Sue, Flo und ich schlendern weiter durch die Huế und machen anschließend eine kleine Drachenboot-Rundfahrt auf dem Parfümfluss. Wir sind die einzigen Passagiere an Bord, stehen am Bug und genießen den Fahrtwind. Kinder mit leuchtenden Schwimmwesten und improvisierten Schwimmbojen plantschen im kühlen Fluss.

Hanoi – Militärparade und geheime Botschaften

In Hanoi erwartet uns der Ausnahmezustand. Zahlreiche Straßen sind aufgrund von Paradeproben gesperrt, die für den anstehenden 80. Jahrestag der Augustrevolution und den Nationalfeiertag durchgeführt werden. Die Militärparaden mit kreisenden Hubschraubern empfinde ich als bedrohlich und ich bin erleichtert, als wir uns von dem Menschenmassen entfernen.

Leider ist auch das Mausoleum von Ho Chi Minh an diesem Tag gesperrt und es fährt auch kein Zug durch die berühmte Hanoi Train Street. Trotzdem lohnt sich der Besuch der Bahnstrecke. Jetzt zur Dämmerung, ist die schmale Passage, durch die normalerweise die Züge ohne Absperrung nur Zentimeter an den Cafés vorbeifahren, bunt beleuchtet.

Suse, Henry und Niklas hinterlassen im „The Note Café“ Botschaften auf Zetteln. Dieses Café ist über und über mit bunten Zetteln beklebt, denn bereits ca. eine Million Gäste haben Nachrichten und Wünsche an die Innen- und Außenwände, an die Tische und an die Decken geklebt.

Unser Hotel in Hanoi ist zentral gelegen, umgeben von Straßenständen, die Phở (vietnamesische Suppe), Souvenirs, Massagen und Maniküre anbieten. Tausende von Touristen schlendern mit roten Kegelhüten durch die Gassen. Tuk Tuks und Mopeds umkurven rasant aber gekonnt die Menschenmassen.

Eine Pause vom Trubel finden wir schließlich in einem wunderbaren vietnamesischen Restaurant und bei einem Drink im „Upper Haven“, auf der Dachterrasse unseres Hotels.

Halong-Bucht: ein Inselparadies

Mein erster Gedanke: In der Halong-Bucht sieht es aus wie in Käpt’n Sharkys Abenteuer in der Felsenhöhle. Unwirklich, eben wie aus einem Bilderbuch. Unzählige kleine dschungelartige Kalksteininseln ragen aus dem Wasser.

Wir verbringen zwei Nächte an Bord der Nostalgia, einem Boot mit zehn Schlafkabinen, Whirlpool, Restaurant und Riesenrutsche. Wir fahren Kanu, radeln durch den Dschungel nach Viet Hai Village und besuchen eine Höhle auf Cát Bà.

Der Plastikmüll in der Halong Bucht – der auch durch die Touristenströme verursacht wird – ist allerdings besorgniserregend und zeigt, wie auch in den entlegensten Ecken dieser Erde das ökologische Gleichgewicht gefährdet ist. Das gibt uns zu denken. Was können wir selbst dazu beitragen, dass auch unsere Kinder und Enkel diese glücklich machenden Momente in solchen Paradiesen noch erfahren dürfen?

Am Abreisetag behalten wir die Wetterlage genau im Blick – Taifun „Kajiki“ nähert sich der vietnamesischen Küste. Der Rückflug nach Shanghai ist ziemlich ruckelig, zwei Stunden beobachte ich besorgt die Blitze der Gewitterfront durchs Flugzeugfenster. Aber wenn Flo kurz meine schweißnasse Hand drückt, weicht die Beklemmung. Immer.

Diese letzten Tage an Bord sind ganz besonders – auch weil man sie mit guten Freunden erleben durfte. Sie bilden den unvergesslichen (vorläufigen) Abschluss unserer Tour. Ihr Lieben, wann setzen wir unsere Reise fort?